Menschenrechtspreis des Landes Kärnten verliehen

LH Kaiser zeichnete Fachgruppe Geschichte und Politische Bildung der WI'MO Klagenfurt aus – Demokratie und Menschenrechte sind untrennbar miteinander verbunden

KLAGENFURT. Der mit 10.000 Euro dotierte Kärntner Menschenrechtspreis wurde heute, Samstag, am Tag der Menschenrechte, von Landeshauptmann Peter Kaiser an die Fachgruppe Geschichte und Politische Bildung der Höheren Lehranstalt für Wirtschaft & Mode (WI'MO) Klagenfurt verliehen. Die Schule befasst sich allgemein sehr intensiv mit Erinnerungskultur. Heuer setzten sich Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Projektes „Stolpersteine – Brücken in die Zukunft“ mit den Lebensgeschichten von Opfern des Holocausts sowie mit Themen des politischen Widerstandes in der NS-Zeit auseinander.

Kaiser betonte die Wichtigkeit, Menschenrechtsarbeit sichtbar auszuzeichnen. Als der Kärntner Menschenrechtspreis 1993 initiiert wurde, sei man vom unblutigen Fall des Eisernen Vorhangs geprägt gewesen. „Damals waren die Menschen vom Siegeszug der Freiheit und des Friedens überzeugt“, sagte der Landeshauptmann. Heute, wenige Jahrzehnte später, würden in der Ukraine täglich auf brutalste Art Menschenrechtsverletzungen geschehen. Kaiser hob zudem den Einsatz der Menschen im Iran für Frauen- und Menschenrechte hervor. Weiters ging er auf die Menschenrechtsdiskussion rund um die Fußball-WM in Katar ein.

„Aber auch in unserer westlichen Hemisphäre ist der Zugang zu Menschenrechten weiterentwickelbar. Demokratie und Menschenrechte sind untrennbar miteinander verbunden. Es geht auch um ein Schaffen von politischen Instrumenten, um die Menschenrechte zu schützen und die Demokratie stets weiterzuentwickeln“, sagte Kaiser und verwies darauf, dass nur 25 Prozent der acht Milliarden Menschen auf Erden in einer Demokratie leben. Er zitierte Martin Luther Kings „I have a dream“ und erweiterte es um „Let’s dream together“. „Träumen wir auch für Menschen mit, die selbst nicht träumen wollen. Setzen wir uns tagtäglich aufs Neue für Menschenrechte und Demokratie ein. Für die Frauen im Iran, für die Bevölkerung in der Ukraine und in Katar, für alle, deren Menschenrechte verletzt werden“, appellierte der Landeshauptmann.

Die Laudatio für die Preisträgerinnen und Preisträger hielt Doris Hattenberger, Vizerektorin der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Sie betonte, dass die Achtung der Menschenrechte immer wieder eingemahnt werden müsse. Besonders wichtig sei es, dass sich Bildungsinstitutionen dessen annehmen. Die WI'MO pflege eine Vielfalt an Zugängen zur Erinnerungsarbeit, es würden Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt, es gebe Besuche von Gedenkstätten und Konzentrationslagern, die Projekte würden auch die Achtsamkeit im Umgang mit Sprache umfassen. Durch Ausstellungen und Kooperationen mache die WI'MO das alles auch über die Schule hinaus und für andere Schulen zugänglich. Hattenberger hob einen bezeichnenden Satz aus einem WI'MO-Projekt hervor: „Wir erinnern uns für die Zukunft.“

WI'MO-Direktorin Michaela Graßler sagte, dass an der WI'MO Erinnerungskultur auch gelebte Schulkultur sei. Projektkoordinatorin Ilse Geson-Gombos stellte die Schulprojekte gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern vor. Sie dankte allen Projektbeteiligten, darunter vor allem auch das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška und die Bildungsdirektion für Kärnten. Sie betonte, dass Erinnerungskultur kein leichter Weg sei. „Es ist aber unsere Aufgabe, Erinnerung lebendig zu gestalten. Wir erinnern uns damit für die Zukunft, wir geben den Jugendlichen Verantwortung, stärken ihr Demokratiebewusstsein und erziehen sie zur Menschlichkeit“, so Geson-Gombos. Im Rahmen ihres Projektes haben die Schülerinnen und Schüler unter anderem Stolpersteine in Klagenfurter Straßen gereinigt – diese sind Gedenksteine, die am Gehweg bei Wohnungen von NS-Opfern verlegt sind – sowie Workshops zu jüdischer Kultur und zur Geschichte der NS-Opfer abgehalten.

Für die Jury des Menschenrechtspreises sprach Larissa Krainer. Sie richtete einen Appell an die Politik in Kärnten, im Landtagswahlkampf auch für die Einhaltung der Menschenrechte einzutreten. „Wer Menschenrechte abschafft, schafft auch die Demokratie ab“, betonte sie. In diesem Sinne sprach sie sich auch klar gegen eine Überarbeitung der europäischen Menschenrechtskonvention aus, wie sie erst kürzlich wieder andiskutiert worden sei.

Organisiert wird der Kärntner Menschenrechtspreis vom Volksgruppenbüro des Landes Kärnten. Dessen Leiter Peter Karpf sagte, dass uns der Krieg in der Ukraine mehr denn je verpflichte, aufeinander Acht zu geben und die Menschenrechte zu wahren. Er erklärte, dass der Kärntner Menschenrechtspreis 1994 zu ersten Mal verliehen wurde. Initiiert wurde er 1993 auf Antrag des damaligen Landtagsabgeordneten Peter Kaiser per einstimmigem Beschluss des Kärntner Landtages. Heuer stammten über 50 Prozent der Einreichungen aus dem Bildungssektor. „Dadurch ist es uns auch gelungen, junge Menschen verstärkt einzubinden“, so Karpf.

Bei der Verleihung anwesend waren unter anderem auch Landtagspräsident Reinhart Rohr, Landtagsabgeordnete Ana Blatnik, Bischofsvikar Hans-Peter Premur, Diakonie-Rektor Hubert Stotter, Dompfarrer Peter Allmaier, Caritas-Direktor Ernst Sandriesser, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Militärkommandant Walter Gitschthaler, Josef Heißl von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Armin Ragoßnig vom Landesverwaltungsgericht Kärnten, Landesamtsdirektor-Stellvertreter Markus Matschek, Bezirkshauptmann Gert-Andre Klösch, Stefan Primosch von der Bildungsdirektion für Kärnten und der Villacher Stadtrat Gerald Dobernig. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Duo FinePulse.

Menschenrechtspreis-2022---Laudatio_Doris-Hattenberger.pdf


Rückfragehinweis: Büro LH Kaiser
Redaktion: Markus Böhm
Fotohinweis: LPD Kärnten/Bauer

Veröffentlicht am 12.12.2022